Anspruchsvolle Wasseraufbereitung für eine Kartoffelverarbeitungsanlage
Aviko baut in Poperinge eine völlig neue Produktionsstätte für tiefgefrorene Pommes frites und Kartoffelflocken. Sobald sie auf Hochbetrieb läuft, wird sie 175 000 Tonnen Kartoffeln pro Jahr verarbeiten, was einem Abwasserfluss von mehr als 2 500 m3/Tag entspricht. Veolia Water Technologies wurde für den Bau der Kläranlage ausgewählt, sodass das stark belastete Wasser – der chemische Sauerstoffbedarf erreicht 26 Tonnen pro Tag – abgeleitet und wiederverwendet werden kann.
Die Abwässer der Kartoffelverarbeitungsindustrie sind traditionell schwer zu handhaben. Mit einem hohen Stärkegehalt, einem nicht zu vernachlässigenden Fettanteil aus der Frittieranlage und einer allgemein hohen Stickstoff- und Phosphorkonzentration stellt die Abwasserbehandlung ein komplexes Problem dar. Aber die sehr strengen Abflussstandards in Poperinge, mit einem Maximum von 1 mg Gesamtphosphor, haben die Dinge noch komplizierter gemacht, ebenso wie Aviko’s Wunsch, eine möglichst kompakte Anlage zu realisieren. „Die Ambitionen für dieses Projekt waren sehr hoch“, bestätigt Michel Danau, Sales Manager bei Veolia. „Dank unserem gemeinsamen Fachwissen haben wir die Ziele erreicht.“
Kompakt, aber leistungsstark
Eine Fläche von 55 x 60 m. Das war alles, was Veolia zur Verfügung stand, um die Abwasserbehandlung zu gewährleisten. Aber die erste wichtige Maßnahme wird bereits im Vorfeld umgesetzt, so Sam Varga, Projektmanagerin bei Veolia. Die stärke- und fettreichen Abwässer werden während der gesamten Produktion getrennt gehalten. Der Hauptstrom, nämlich das stärkehaltige Wasser, geht direkt in die Kläranlage, wo wir die Stärke in einem Lamellenabscheider abtrennen und dann Wasser, Schlamm und Biogas mithilfe eines UASB trennen. Erst danach werden dem Hauptstrom die in wesentlich geringeren Umfang anfallenden fetthaltigen Abwässer zugeführt, die bereits während der Herstellung eine Flotationsbehandlung durchlaufen haben. Auf diese Weise vermeiden wir, dass Fette den anaeroben Prozess stören.“ Die Behandlung der gemeinsamen Abwässer erfolgt nach einem biologischen Verfahren auf der Grundlage einer Nitrifikation/Denitrifikation, gefolgt von einer Ultrafiltration. Die Besonderheit ist jedoch, dass es sich in beiden Fällen um ein Doppelverfahren handelt. „Wir setzen nicht nur auf eine Vor- und Nachnitrifikation/denitrifikation, sondern liefern auch zwei MBR (Membranbioreaktoren), die nacheinander geschaltet sind. Nur so ist es möglich, die strengen Stickstoff- und Phosphoranforderungen bei so hohen Flussraten zu erfüllen.
Der Schwerpunkt liegt auf der Wiederverwertung
Die weitgehende Reinigung und Entfernung von Phosphor ebnet gleichzeitig den Weg zur Wiederverwendung von Wasser im Produktionsprozess. Hierfür wurde nach den MBR eine RO-Einheit installiert. „In einem ersten Schritt können wir nur einen begrenzten Teil der Abwässer wieder einspeisen, aber später hoffen wir, diesen Anteil noch weiter zu erhöhen“, meint Cor Koole, Projektleiter bei Aviko. „Zurzeit stoßen wir bezüglich der Abwasserstandards mit dem Konzentrat der Umkehrosmose noch an Grenzen.“ Aviko und Veolia erwägen jedoch andere Möglichkeiten, um die verschiedenen Abwässer weiter zu nutzen. „In Absprache mit der Stadt Poperinge haben wir ein Pufferbecken eingerichtet, in dem wir Regenwasser und unsere Abwässer sammeln. Diese Wässer können von lokalen Sportverbänden und einigen Landwirten zur Bewässerung der Spielfelder und Felder verwendet werden. Und natürlich produzieren wir in der Biogaskläranlage auch Biogas, mit dem wir unsere Kessel versorgen können.“
Für Mensch und Umwelt
Um die Ergonomie des Bedienpersonals und den Komfort der Anwohner zu gewährleisten, hat das Unternehmen auch viel in die Belüftung und Isolierung investiert. „Alle Schlammbehälter sind in Innenräumen installiert und alle Räume sind mit Belüftung, Absaugung und Abluftbehandlung ausgestattet“, so Danau. „Räume, die stärkerer Geruchsbelästigung ausgesetzt sind, werden mit Luftschleusen abgegrenzt und besondere Aufmerksamkeit wurde auf die Schalldämmung in den Pumpenräumen gelegt. Diese Aspekte werden häufig vernachlässigt, aber der Vorteil einer neuen Anlage besteht darin, dass sie bereits in der Entwurfsphase integriert werden können.“
Text geschrieben von: Veolia Water Technologies Belgium