Interview des Wirtschaftsforums mit Dr.-Ing. Marcus Höfken

Im Gespräch mit Wirtschaftsforum erzählt Dr.-Ing. Marcus Höfken von Lösungen, die nicht nur Wasser reinigen, sondern auch Energie sparen. Denn Fußabdrücke gibt es auch im Wasser.

Wirtschaftsforum: Herr Höfken, Sie haben das Unternehmen selbst aus der Taufe gehoben. Wie kam es dazu, und wie waren die Anfänge?

Dr. Marcus Höfken: Ich habe an der Universität in Erlangen studiert und über das Thema Rühren und Mischen in der Abwasserreinigung promoviert. Nebenbei habe ich erste Produkte vermarktet. 1995 habe ich mit einem Mitarbeiter die Firma in der heutigen Form gegründet. Das Ziel war immer, unsere Expertise in der Strömungsmechanik in Prozessen der Wasserreinigung anzuwenden und passende Produkte zu entwickeln, die energieeffizient und prozesssicher sind. 2001 haben wir eine inzwischen sehr erfolgreiche Tochter in den USA gegründet. Heute haben wir außerdem Büros in den Vereinigten Arabischen Emiraten, Italien, Australien und seit 2023 in Indien. 2003 wurde INVENT eine AG. 2008 haben wir unseren jetzigen Firmensitz gebaut. Über die Jahre haben wir ein einzigartiges Produktsortiment aufgebaut. Seit fünf Jahren bieten wir komplette Systemlösungen inklusive Verfahrenstechnik an. Auch dadurch sind wir stark gewachsen.

Wirtschaftsforum: Wie hat sich INVENT bis heute entwickelt?

Dr. Marcus Höfken: Als Nischenanbieter für biologische Abwasserreinigung sind wir im Gegensatz zu Anderen sehr spezialisiert. Von GWI – Global Water Intelligence – werden wir in wichtigen Märkten immer unter den Top 5 geratet. Unser Jahresumsatz liegt bei 36 Millionen EUR. Weltweit beschäftigt INVENT rund 150 Mitarbeiter.

Wirtschaftsforum: Welche Produkte stellen Sie her?

Dr. Marcus Höfken: Wir bedienen die wesentlichen drei Einheitsprozesse in der Wasser- und Abwasserreinigung. Wir haben ein spezielles Rührwerk entwickelt und damit auf dem Markt ein Benchmark gesetzt. Mit ihm haben wir den Energieverbrauch für Rührwerke in der biologischen Abwasserreinigung mehr als halbiert. Beim Stofftransport geht es darum, Sauerstoff in das Wasser zu bringen, also um Belüftungssysteme. Wir haben für jede Prozessvariante in der biologischen Abwasserreinigung energiesparende Belüftungssysteme und ergänzen diese durch energieeffiziente Turbo-Gebläse und smarte Sauerstoffregelsysteme. Im Bereich Fest- und Flüssigtrennung haben wir spezielle Dekanter und Filter entwickelt. Aktuell arbeiten wir daran, unsere Kapazitäten zu erweitern und zu dezentralisieren. In den USA und Südamerika wollen wir lokale Produktlinien aufbauen. Wir sehen einen Trend zur Abschottung in den Märkten. Deshalb hat es Vorteile, von innen heraus zu agieren.

Wirtschaftsforum: Womit hebt sich INVENT besonders ab?

Dr. Marcus Höfken: Schon seit den 1990er-Jahren bauen wir Maschinen und Anlagen zur Wasserreinigung und haben sehr gute weltweite Referenzen Unser Verfahren hat viele Vorteile: Das neueste Verfahren, das iSBR®/iGSR® Verfahren zeichnet sich durch hohe Prozessstabilität, geringen Platzbedarf und hohe Reinigungsleistung aus.

Wirtschaftsforum: Abwasser zu reinigen ist ja an sich schon nachhaltig. Wie wichtig ist für Sie dieser Aspekt?

Dr. Marcus Höfken: Der Wasser-Fußabdruck ist unser Benchmark; daran orientieren wir uns – und nicht unbedingt an politischen Themen. Mit unseren Produkten treffen wir den Zeitgeist, aber auch den Bedarf. Nachhaltigkeit erstreckt sich bei uns auch auf die Fertigungsabläufe und Materialien.

Wirtschaftsforum: Wie digital sind Ihre Produkte?

Dr. Marcus Höfken: Smart Water ist ein Trend. Unsere Produkte sind ultrasmart. Wir machen nur das, was dem Kunden einen Nutzen bringt. Dazu gehört das Erfassen von Messwerten und die Regelung. Mit unserem speziellen Sauerstoffmesssystem, zum Beispiel auf Basis einer Abluftmessung, lässt sich smart sehr viel Energie sparen. Alles ist remote steuerbar.

Wirtschaftsforum: Was macht Ihrer Meinung nach den Erfolg des Unternehmens aus?

Dr. Marcus Höfken: Wir haben uns immer stark am Markt orientiert. Unsere Produkte haben wir stets als Teil einer verfahrenstechnischen Lösung gesehen und den Gesamtprozess im Auge behalten.

Wirtschaftsforum: Und wie sieht Ihre Planung für die Zukunft aus?

Dr. Marcus Höfken: Auch 2024 wollen wir unser Wachstum beibehalten und planen einen Auftragseingang von rund 50 Millionen EUR. Der Markt wächst jedes Jahr um ca. 6%. Wir wollten immer in unseren Bereichen Technologieführer sein und organisch von Erlangen aus wachsen. Das haben wir erreicht. Jetzt kommt Bewegung in unsere Rolle als Marktführer. Mit unseren Verfahren können wir granulären Schlamm produzieren. Das ist aktuell ein großer Trend, und nur wenige können das. Wir haben das beste Verfahren und sorgen damit momentan weltweit für Furore.

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